Der Weg zum neuen Wirtschaftssystem
Teil 7 der Serie: Eine sinnvollere Wirtschaft gestalten
Eine Werkstatt als Erfahrungsraum
Wenn ein sinnvolleres Wirtschaftssystem tatsächlich in der Lage ist, unsere Bedürfnisse besser zu erfüllen, stellt sich die Frage, wie wir das neue System ohne allzu große Herausforderungen oder Risiken ausprobieren können. Eine Möglichkeit besteht darin, die neuen Prinzipien und Praktiken gemeinsam mit Gleichgesinnten in einem dafür geeigneten Erlebnisraum zu erlernen: dem One-X-Workshop. Hier können Pioniere des neuen Systems in gegenseitiger Unterstützung experimentieren und voneinander lernen. Um die Prinzipien zu verinnerlichen und die Vorteile zu erleben, ohne überfordert zu werden, empfiehlt sich ein schrittweiser Einstieg in das neue System. Gleichzeitig soll es bei Problemen jederzeit möglich sein, zum alten, vertrauten Wirtschaftssystem zurückzukehren. Um die Entscheidung zur Teilnahme am One-X-Workshop zu treffen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Man kann mehr über One-X erfahren, indem man andere Artikel dieser Reihe liest. Auch die Kontaktaufnahme mit Mitgliedern kann hilfreich sein, um deren Erfahrungen zu erfahren und Zweifel auszuräumen. Auch Vertreter von One-X-Institutionen können Auskunft geben und über die Arbeitsweise und mögliche Risiken des Systems aufklären. Mit genügend Klarheit und Interesse können Sie dann ohne weitere Anforderungen das neue Wirtschaftssystem im Workshop ausprobieren.
Der Weg beginnt im alten Wirtschaftssystem
Um die Reise in das neue Wirtschaftssystem zu beginnen, müssen wir zunächst unsere Ausgangssituation im alten System betrachten. Grundsätzlich gibt es drei mögliche Szenarien, von denen aus wir in das neue System einsteigen können. Die erste Möglichkeit besteht darin, als Einzelperson in das neue System einzusteigen, indem man sich beispielsweise mit einer bestehenden Instanz von One-X verbindet. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass Individuen, die bisher unabhängig agierten, sich also in der aktuellen Wirtschaft nicht koordinieren, zusammenkommen und eine neue One-X-Instanz bilden. Dies kann beispielsweise eine Gruppe von Bekannten oder von Unternehmen sein, die einen Verein gründen möchten. Die dritte Möglichkeit besteht darin, sich gemeinsam mit anderen Personen auf den Weg zu machen, die im aktuellen System bereits durch Beziehungen und Machtverhältnisse verbunden sind, etwa Mitarbeiter eines Unternehmens oder Bürger einer Gemeinde.
Personen, die bisher unabhängig voneinander agierten, können direkt mit dem Erlernen der neuen Praktiken beginnen. Ökonomisch koordinierte Individuen müssen jedoch zunächst einige der bestehenden Wirtschaftsstrukturen aufgeben und durch neue ersetzen. Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf die Einführung neuer Praktiken, da diese in allen Fällen relevant sind.
Holons als autonome Mitglieder
Im neuen Wirtschaftssystem sollen die Mitglieder gleichberechtigt zusammenarbeiten und autonome Entscheidungen treffen können. Wenn Einzelpersonen Teil einer größeren Wirtschaftseinheit sind, beispielsweise Familienmitglieder, können sie daher nicht aus eigener Kraft Mitglieder des neuen Wirtschaftssystems werden. Stattdessen müssen sie sich zusammen mit den anderen Teilnehmern ihrer Wirtschaftseinheit anschließen. Diese Entitäten sollen sowohl als Einheit, in diesem Beispiel die Familie, als auch als Teil eines größeren Systems, beispielsweise einer Gemeinschaft, agieren können und werden als Holons bezeichnet.
Das bedeutet, dass Mitglieder von One-X aus Einzelpersonen und auch Gruppen von Einzelpersonen bestehen können, die als Holons fungieren. Beispielsweise kann ein Haushalt, also eine Gruppe von Menschen, die ihr Einkommen zusammenlegen, um letztlich die Erfüllung ihrer Bedürfnisse zu finanzieren, Mitglied bei One-X werden. Ein weiteres Beispiel ist eine Abteilung, die autonom als Profitcenter in einem Unternehmen agieren kann.
Die allmähliche Ermächtigung als Holon
Sobald festgestellt wird, welche Individuen und Holons daran interessiert sind, sich im One-X-Wirtschaftssystem zusammenzuschließen, können konkrete Schritte unternommen werden, um schrittweise die Praktiken einzuführen, um die fünf Qualitäten eines bedeutungsvolleren Wirtschaftssystems zu erreichen. Um diese Praktiken erfolgreich umzusetzen, wird empfohlen, One-X schrittweise einzuführen, um einen abrupten Übergang zu vermeiden. Es werden drei Phasen vorgeschlagen: Transparenz, Zusammenarbeit und Ressourcenfreigabe.
Transparenz
In der ersten Phase, „Transparenz“, geht es darum, dass neue Mitglieder eine Vereinbarung mit der Institution Identity eingehen, um die Satzung und das Rahmenwerk von One-X zu unterstützen. In dieser Phase machen sie wirtschaftlich relevante Aspekte ihres Lebens transparent. Für einen Haushalt umfasst dies beispielsweise die Anzahl der Haushaltsmitglieder, ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse, ihr eigenes Vertrauen und ihre Motivation sowie Aktivitäten und Finanzen außerhalb von One-X. Die Mitglieder werden ermutigt, nach Möglichkeiten zu suchen, um gemeinsam eine größere Wirkung zu erzielen, und gegebenenfalls auch die Gründung neuer Einheiten im neuen Wirtschaftssystem in Betracht zu ziehen.
Zusammenarbeit
In der Phase „Zusammenarbeit“ geht es darum, dass ein Mitglied von One-X eine oder mehrere One-X-Einheiten findet, mit denen es sinnvoll zusammenarbeiten kann. In Absprache mit den anderen Mitgliedern wird das Mitglied dann einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf diese Entitäten richten und seine Zeit mit ihnen verbringen. Es empfiehlt sich, mit einem nicht zu geringen Anteil der eigenen Aufmerksamkeit in One-X zu starten, damit ein deutlicher Mehrwert generiert werden kann. Eine Betreuung zwischen zehn und zwanzig Stunden pro Woche und Mitglied kann hierfür eine gute Grundlage sein.
Das Mitglied wird seine Aufmerksamkeit in Abstimmung mit der Institution Market in Einrichtungen investieren, während seine Bedürfnisse von der Institution Good Life entsprechend dem Anteil der investierten Aufmerksamkeit finanziert werden. Wenn das Mitglied eine eigene Einrichtung gründet, erfolgt die Finanzierung in Abstimmung mit der Institution Balance. Möglicherweise wird der Aufmerksamkeitsanteil in One-X-Entitäten im Laufe der Zeit allmählich erhöht, ohne dass er auf Einzel- oder Haushaltsebene zwangsläufig 100 % erreicht.
Gemeinsame Nutzung von Ressourcen
In der Phase „Ressourcenteilung“ geht es darum, die Ressourcennutzung innerhalb des One-X-Wirtschaftssystems effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Sobald genügend Vertrauen zwischen den Mitgliedern aufgebaut ist, ist es sinnvoll, ihr eigenes Eigentum zu lizenzieren. Vor dieser Phase müssen die Mitglieder ihre notwendigen Ressourcen aus anderen Quellen beziehen, einschließlich ihres eigenen Eigentums, wenn One-X nicht ausreichend finanziert wird. Sobald jedoch der Bedarf eines Haushalts vollständig durch One-X gedeckt ist, ist ein exklusiver Zugriff auf eigene Ressourcen nicht mehr erforderlich. So kann beispielsweise das eigene Fahrrad anderen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Sinnvoller ist es dann, die eigenen Ressourcen Stück für Stück innerhalb des One-X-Wirtschaftssystems zu lizenzieren. Die lizenzierten Ressourcen werden von Mitgliedern und Körperschaften nur gegen Zahlung einer Miete oder eines Kaufpreises über den Markt erworben,
Sie können jederzeit zurückkehren
Wir glauben, dass ein sinnvolleres Wirtschaftssystem eine geeignete Alternative für alle bieten kann. Wir sind uns jedoch darüber im Klaren, dass sich die Umstände und Prioritäten der Mitglieder ändern können. Daher haben Mitglieder die Freiheit, zwischen den Phasen zu wechseln oder ihren Vertrag mit One-X zu kündigen. Wechselt ein Mitglied in eine niedrigere Stufe oder scheidet es aus, werden alle bisher bestehenden Verpflichtungen aufgelöst, ohne dass dies negative Folgen für die verbleibenden Mitglieder oder die austretende Person hat. Persönliche Daten werden auf Anfrage gelöscht, die Zusammenarbeit wird ausgesetzt und vom Mitglied lizenzierte Ressourcen werden wieder dem ursprünglichen Eigentümer zugewiesen.
Ein möglicher konkreter Weg
Jeder kann selbst entscheiden, wie er oder sie in das neue System einsteigt. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit dem System haben, könnten die folgenden Schritte eine praktikable Abfolge sein:
- Erster Kontakt : Wenn Sie durch Bekanntschaften oder Artikel wie diesen von One-X erfahren haben und die Versprechen für Sie relevant sind, können Sie sich auf die Suche nach einer konkreten Implementierung machen.
- Wählen Sie Ihr Holon : Wir empfehlen Ihnen, nicht bei Null anzufangen, sondern ein Holon zu wählen, bei dem Sie bereits wirtschaftlich aktiv sind und bei dem das neue System die Gesamteffektivität steigern könnte.
- Klären Sie die Rahmenbedingungen : Wenn der konkrete Anwendungsfall machbar erscheint, müssen Sie den Rahmen des Experiments präzisieren. Was brauchen die Mitglieder? Wie wird der Erfolg gemessen? Wie viel Zeit und Ressourcen müssen Sie investieren?
- Inbetriebnahme : Wenn die Testversion abgeschlossen ist und die Zeit gekommen ist, beginnen Sie mit der Inbetriebnahme des neuen Systems. Institutionelle Vertreter werden gewählt, One-X-Einheiten geschaffen, Aktivitäten und Ressourcen schrittweise in das neue System übertragen.
- Verbindung mit anderen Holons : Sobald das eigene Holon aktiv ist und Erfahrung gesammelt wurde, kann man entscheiden, ob man das Holon mit anderen Holons in One-X verbindet, um noch mehr Synergie und Stabilität zu erleben.
Gemeinsam das neue System gestalten
Wenn diese Themen für Sie relevant sind, laden wir Sie ein, weitere Artikel unter #MeaningfulEconomy zu lesen, um mehr über das neue Wirtschaftssystem zu erfahren. Ihr Feedback, ob kritisch oder ermutigend, wird uns helfen.
Wir suchen Mitgestalter, die One-X in realen Kontexten zum Leben erwecken, in denen das neue Wirtschaftssystem getestet und angewendet werden kann. Nach zwei Jahren Proof-of-Concept glauben wir, dass One-X nun ein ausgereiftes Konzept ist, bei dem die meisten Aspekte ausgearbeitet sind.
Wenn Sie Fragen haben oder Vorreiter im One-X Workshop sein möchten, kontaktieren Sie uns gerne persönlich. Schreiben Sie uns an [email protected] und wir werden schnell antworten.
Wir freuen uns von Ihnen zu hören!
Andrea Demaria & Tobias Bantzhaff
Artikel der Reihe Eine sinnvollere Wirtschaft gestalten
– Teil 1: Herausforderungen und Grundlagen – Teil 2: Flexible Vernetzung von Menschen und Initiativen – Teil 3: Wiederherstellung der individuellen Handlungsfähigkeit – Teil 4: Bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen – Teil 5 : Gemeinwesenorientierte Steuerung von Investitionen – Teil 6: Gerechte Arbeitsteilung und Vergütung
– Teil 7: Der Weg zum neuen Wirtschaftssystem (dieser Artikel)